Freitag, 21. April 2017

Radiosynoviorthese

Radiosynoviorthese
Behandlung entzündlicher Gelenkerkrankungen


Was ist die Radiosynoviorthese?

Die Radiosynoviorthese (kurz RSO) setzt sich aus den Wörtern Strahlen (Radio), Gelenkinnenhaut (Synovialis) und Wiederherstellung (Orthese) zusammen und ist ein nuklearmedizinisches Therapieverfahren zur Behandlung chronisch-entzündlicher Gelenkerkrankungen, z.B. der aktivierten Arthrose oder der rheumatoiden Arthritis.

Der Ausdruck Radiosynoviorthese stammt von einem Rheumatologen aus Paris - Florian Delbarre - in Abwandlung der früher üblichen chemischen Synoviorthese mit Zytostatika.


Wann ist eine Behandlung mittels RSO angezeigt und welche Gelenke können behandelt werden?

Bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen ist die Gelenkinnenhaut (Synovialis) dauerhaft entzündet. Auslöser bzw. Ursachen hierfür können u.a. starke Belastung oder ein laparoskopischer Eingriff sein.
Stoppt man die Entzündungsprozesse nicht rechtzeitig, treten mit der Zeit Schäden an Knorpel und Knochen auf, bis zu deren Zerstörung.

Mit der Radiosynoviorthese lassen sich diese entzündlichen Gelenkerkrankungen an allen Gelenken der Extremitäten behandeln.
Die Therapie erfolgt ambulant und ist wenig schmerzhaft. Bei Bedarf können sogar mehrere Gelenke zeitgleich behandelt werden.
Je nach Größe des Gelenks wird das Radionuklid (z.B. kommt beim Fingergelenk Erbium zum Einsatz) gewählt.
Es stehen drei Radionuklide - sogenannte Betastrahler - für die Therapie zur Verfügung. Die Reichweite der Strahlung ist sehr gering und wirkt nur innerhalb des behandelten Gelenkes. Das angrenzende Gewebe wird in der Regel nicht erreicht, so dass hier keine Schädigung zu erwarten ist.
Aufgrund der geringen Reichweite der Nuklide ist eine Strahlenbelastung für die Umgebung des behandelten Patienten sehr gering. Deswegen darf die RSO auch ambulant durchgeführt werden.


Die Nuklide und ihre Verwendung:

Die verwendeten Substanzen geben eine Strahlung mit unterschiedlicher Reichweite ab und unterscheiden sich in der Eindringtiefe in das Gewebe. Die maximale Reichweite beträgt wenige Millimeter. Welches Nuklid zum Einsatz kommt, hängt vom zu behandelnden Gelenk und dessen Größe ab.

Yttrium-90: Kniegelenke
Rhenium-186: Schulter-, Ellbogen-, Hand-, Hüft- und Sprunggelenk
Erbium-169: Finger- und Zehengelenke


Woher weiß ich, ob die Radiosynoviorthese für mich geeignet ist?

Anhand einer 3-Phasen-Szintigraphie wird überprüft, ob eine Radiosynoviorthese erfolgsversprechend ist.
Die Szintigraphie ist eine hochempfindliche Methode zum Nachweis entzündlicher Prozesse im Gelenk sowie Veränderungen im knöchernen Bereich.

Zu Beginn der Untersuchung wird Ihnen eine schwach radioaktive Substanz (99mTc Pertechnetat) in die Armvene gespritzt. Dieses reichert sich vermehrt in den entzündeten Gelenken an.
Die erste Aufnahme mithilfe der Gamma-Kamera erfolgt wenige Minuten nach der Injektion. Nach ca. 3 Stunden wird eine weitere Aufnahme angefertigt.


Wie wird die Therapie durchgeführt und was ist zu beachten?

Nach gründlicher Hautdesinfektion und örtlicher Betäubung wird das Gelenk unter sterilen Bedingungen punktiert. Mit der Injektion einer kleinen Menge Kontrastmittel wird die richtige Lage der Nadel kontrolliert und dokumentiert.
Anschließend wird - je nach zu behandelndem Gelenk - das entsprechende Nuklid in unterschiedlicher Dosierung eingespritzt.
Mittels einer Verteilungsszintigraphie wird die einwandfreie Verteilung des Nuklids im Gelenk dokumentiert. Danach folgt ein steriler Wundverband und Ruhigstellung des Gelenks.
Nach der Therapie sollte das behandelte Gelenk für 48 Stunden nicht bewegt werden.
Durch die destruierende Wirkung des Nuklids (die Strahlung bleibt auf die Gelenkschleimhaut beschränkt) kommt es zu einer Umwandlung in der Gelenkinnenhaut. Es wird also eine "Gegenentzündung" im Gelenk erzeugt, weswegen es kurz nach der Behandlung zu einem erhöhten Druckgefühl im behandelten Gelenk kommen kann - einer sogenannten Strahlensynovitis (Reizzustand der Gelenkschleimhaut). Dies kann einige Stunden bis Tage anhalten und mit einer Überwärmung, Schwellung und/oder Ergussbildung einhergehen.
In der Regel zeigt sich die Wirkung bereits nach einigen Wochen und eine Besserung der Beschwerden tritt ein. Der Umwandlungsprozess und die endgültige Wirkung können aber bis zu 6 Monaten dauern.

Nach 6 Monaten wird erneut ein 3-Phasen-Szintigramm angefertigt, um den Erfolg der Therapie zu beurteilen. Sollte keine deutliche Besserung eingetreten sein, kann eine weitere Therapie durchgeführt werden.



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